Die Kontroverse um Triggerwarnungen: Warum ich sie nicht verwende

Liebe Community,

ich hoffe, es geht euch allen gut. 😊 Heute teile ich meine Gedanken in meinen Mittwochs-Gedanken. Ein Thema, das mir am Herzen liegt und immer wieder aufkommt, ist die Verwendung von Triggerwarnungen in meinen Psychothrillern und meiner Arbeit als Fotografin.

1. In meinen Psychothrillern dreht sich oft alles um intensive und düstere Themen. Ich glaube, dass ein gewisses Maß an Spannung und Unberechenbarkeit notwendig ist, um die Leserinnen in die Geschichte hineinzuziehen. Die Frage ist: Warum habe ich bewusst auf Triggerwarnungen verzichtet?

In meinen Psychothrillern geht es darum, die Leserinnen auf eine emotionale Achterbahnfahrt mitzunehmen. Spannung, Überraschungen und unerwartete Wendungen sind ein integraler Bestandteil des Genres. Triggerwarnungen könnten die Spannung beeinträchtigen und die Leserinnen auf das Kommende vorbereiten, was meiner Meinung nach den Lesegenuss mindern würde. Das Ziel ist es, die Leserinnen in die Welt meiner Geschichten eintauchen zu lassen, ohne vorherzusehen, was passieren wird.

2. Christian Lüdke hat eine interessante Perspektive, die ich teile: Triggerwarnungen können eine negative Erwartungshaltung schaffen, die sich in gewisser Weise selbst erfüllt. Die Verwendung von Wörtern wie "Achtung" oder "Warnung" kann bei einigen Menschen Ängste und Unsicherheiten auslösen. Daher habe ich mich entschieden, auf Triggerwarnungen zu verzichten und stattdessen darauf zu setzen, dass meine Werke als Psychothriller erkennbar sind.

Die Idee, dass Triggerwarnungen eine negative Erwartungshaltung schaffen könnten, ist faszinierend. Wenn Leserinnen vor dem Lesen bereits auf potenziell auslösende Inhalte hingewiesen werden, könnten sie in Erwartung negativer Emotionen sein, und dies könnte tatsächlich dazu führen, dass sie diese Emotionen stärker empfinden. In meinen Thrillern ist es wichtig, dass die Leserinnen von den Handlungen und Wendungen überrascht werden, um die volle Wirkung der Geschichte zu erleben.

3. In meiner Arbeit als Fotografin habe ich mich auch mit Gewalt und psychischen Krankheiten auseinandergesetzt, ohne Triggerwarnungen zu verwenden. Kunst kann Fragen aufwerfen und Diskussionen anregen, auch wenn sie manchmal unbequem ist. Dennoch betone ich, dass es nie meine Absicht war, jemanden absichtlich zu verletzen oder zu triggern. Für etwaige negative Gefühle, die meine Arbeit ausgelöst haben könnte, bitte ich aufrichtig um Verzeihung. Eure Ansichten sind wichtig für mich, und ich schätze euer Feedback und eure Meinungen.

4. Kreativer Freiraum: Die Verwendung von Triggerwarnungen könnte den kreativen Freiraum einschränken. Künstlerinnen sollten in der Lage sein, ihre Vision ohne Einschränkungen umzusetzen und nicht in der Furcht, jemanden zu triggern, gehemmt werden. Dieser Freiraum ermöglicht es, vielschichtige und authentische Werke zu schaffen.

5. Subjektivität: Triggerwarnungen sind oft sehr subjektiv. Was für eine Person als triggernsensibel empfunden wird, mag für eine andere Person überhaupt keine Auswirkungen haben. Dies macht es schwierig, allgemeingültige Warnungen zu erstellen, die für alle zutreffen.

Wo fängt es an, wo hört es auf? 

Tatsächlich ist es doch so, dass nicht jeder von der gleichen Sache getriggert wird. Nehmen wir doch mal ein Beispiel, welches man eventuell gar nicht als Trigger sehen würde. Wenn eine Frau bereits X-Fehlgeburten hatte und verglich versucht, schwanger zu werden, dann wird sie eventuell getriggert, wenn sie in einem Film oder auf der Straße eine hochschwangere, glückliche Frau sieht. Würde man nun für diesen Umstand irgendwo eine Triggerwarnung setzen? 

6. Inhaltliche Reduktion: Triggerwarnungen könnten dazu führen, dass der Inhalt einer Geschichte oder eines Kunstwerks vorweggenommen oder reduziert wird. Dies kann die Erfahrung für die Leserinnen oder Betrachterinnen mindern, da sie bereits wissen, was auf sie zukommt, anstatt sich auf die künstlerische Reise einzulassen.

7. Entscheidungsfreiheit: Leserinnen und Betrachterinnen sollten die Entscheidungsfreiheit haben, ob sie sich mit bestimmten Inhalten auseinandersetzen wollen oder nicht. Das Fehlen von Triggerwarnungen kann dazu beitragen, dass Menschen selbst entscheiden, ob sie sich auf das Werk einlassen möchten oder nicht, anstatt durch vorausgesetzte Warnungen beeinflusst zu werden.

8. Diskussion fördern: Kreative Werke, die kontroverse oder unangenehme Themen ansprechen, können eine wichtige Grundlage für Diskussionen und Reflexion bieten. Das Hinzufügen von Triggerwarnungen könnte dazu führen, dass diese Diskussionen vermieden oder unterdrückt werden, anstatt sie zu fördern.

9. Bewusstseinsbildung: Einige Kunstwerke und Literatur zielen darauf ab, auf wichtige soziale oder gesellschaftliche Probleme aufmerksam zu machen und das Bewusstsein zu schärfen. Triggerwarnungen könnten diese Botschaften abschwächen und die Wirkung der Werke auf die Gesellschaft beeinträchtigen.

10. Eigenverantwortung: Letztendlich trägt jede Person eine gewisse Eigenverantwortung dafür, welche Inhalte sie konsumiert. Triggerwarnungen könnten die individuelle Verantwortung verwässern, indem sie suggerieren, dass die Gesellschaft dafür verantwortlich ist, Personen vor unangenehmen Inhalten zu schützen.

Es ist wichtig zu betonen, dass die Entscheidung, Triggerwarnungen zu verwenden oder nicht, von Fall zu Fall getroffen werden sollte, und es gibt Situationen, in denen sie durchaus sinnvoll und hilfreich sein können. Dennoch ist es entscheidend, diese Entscheidung in einem größeren Kontext zu betrachten und die Auswirkungen auf die kreative Freiheit und die individuelle Entscheidungsfreiheit zu berücksichtigen.

Ich freue mich auf Gespräche und neue Impulse, die mir helfen, meine Kreativität zu erweitern, ohne dabei meine eigene künstlerische Essenz zu verlieren. Nochmals vielen Dank, dass ihr meine Werke unterstützt und für euer Verständnis in Bezug auf meine Entscheidung bezüglich Triggerwarnungen. 🤝

 

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Klaus Kiesewalter (Freitag, 27 Oktober 2023 11:08)

    In der realen Berichterstattung wäre eine Warnung sicher häufig angebracht. Was wir uns mittlerweile im echten Leben antun, möchte nicht jeder sehen. Das Auseinandersetzen mit Kunst entscheidet jeder für sich, mit allen Folgen. Daher braucht es keine Warnung vorab. Spannung und Überraschung sollen für sich wirken, ohne Vorankündigung.