Ein Jahr nach meiner ersten Veröffentlichung Dinge, die ich seitdem gelernt habe

Ein Jahr ist seit meiner ersten Veröffentlichung vergangen. In diesem einem Jahr habe ich wirklich verdammt viel gelernt. Nicht nur über das Schreiben, sondern auch über alles, was dazugehört.

Ich weiß noch, wie viel Angst ich hatte, dass mein Buch schlecht ist, den Leuten nicht gefällt, oder es hemmungslos in der Luft zerrissen wird. Doch mit den ersten positiven Feedbacks wuchs auch mein Selbstbewusstsein. Nach „In Vollendung“ folgten „Fahr wohl, kleine Alice“ und „Tödliche Zeilen“. Bald wird „Grausame Gier“ veröffentlicht werden und inzwischen sehe ich viele Dinge etwas entspannter.

Inzwischen weiß ich, egal wie geil jemand meine Bücher findet, irgendwer wird sich immer finden, dem es nicht gefällt, und das ist vollkommen in Ordnung. Ich glaube, der Autor, der den Geschmack von wirklich allen Lesen trifft, muss erst noch geboren werden (Spoiler: Den wird es niemals geben).

Nachdem meine Kessler und Wagner Reihe doch recht gut angekommen ist, kamen natürlich auch irgendwann die schlechteren Resonanzen. Einigen stoßen die ein oder andere Thematik sauer auf. Andere empfinden meine Ermittler als zu vulgär, inkompetent oder unsympathisch. Auch das ist absolut in Ordnung. Ich habe meine Charaktere ganz bewusst so gestaltet, wie sie sind. Ja, sie fluchen, schmeißen in bestimmten Situationen mit Kraftausdrücken um sich und verhalten sich dann und wann nicht immer objektiv. Vor allem Kessler ist hin und wieder (vor allem im ersten Band) doch ein kleiner Choleriker. Wieso? Weil sie Menschen sind und genau das wollte ich zeigen. Auch Ermittler sind nur Menschen, die sich irgendwie durchs Leben schlagen müssen. Das muss nicht jedem gefallen, und damit kann ich (heute) gut umgehen.  Vermutlich hätte ich das Buch, hätte ich es vor 10 Jahren geschrieben, umgehend aus dem Verkauf genommen, weil ich mit der negativen Kritik nicht hätte umgehen können.

Wisst ihr, was ich mache, wenn ich eine negative Rezi zu meinen Büchern bekomme? Ich lese negative Bewertungen bei Bestsellerautoren (insbesondere Sebastian Fitzek) und siehe da: Wirklich jeder bekommt Kritik (die auch nicht immer konstruktiv ist) um die Ohren geworfen. Ja, das ist normal und in der Tat sehr beruhigend.

Ich schreibe meine Bücher so, wie ich sie selbst gerne lesen würde. Natürlich habe ich dennoch immer die Angst, dass es absoluter Schund ist, was ich da runtergetippt habe, aber es ist am Ende MEIN Schund, in dem so viel Liebe und Herzblut drinsteckt, dass es mich heute nicht mehr stört, wenn meine Bücher jemandem nicht gefallen. Außerdem gibt es immer verschiedene Arten von Kritik. Sie kann konstruktiv sein, dann setze ich mich hin und überlege, was ich hätte besser machen können und denke „Joa gut, ist nicht ganz falsch“. Dann überlege ich, wie ich es beim nächsten Mal besser machen kann. Aber dann gibt es auch die Leute, die sich einfach gerne mal austoben und Spaß daran haben, andere niederzumachen (das kenne ich schon aus meiner Zeit in der Fotografie). Ab und an finde ich die Hasskommentare sogar ganz lustig. Vielleicht steckt mehr von mir in Kessler und Wagner, als ich zugeben möchte.

Was musste ich noch lernen?

Manchmal muss man ein Buch wirklich passagenweise komplett umschreiben und erweitern/kürzen, damit es rund wird.

Meine Kessler und Wagner Bücher wurden zum größten Teil inhaltlich so veröffentlicht, wie sie in der Rohfassung geschrieben wurden. Mit ein paar Feinschliffen natürlich.

„Grausame Gier“ war dagegen wirklich harte Arbeit. Ich habe Kapitel verschieben müssen, viele Kapitel so stark erweitert, dass das endgültige Werk rund 20.000 Wörter mehr hat. Hier geht nochmal ein riesengroßer Dank an alle meine Testleser raus, die konstruktiv mit dem Finger auf die Schwachstellen des Romans gezeigt haben.

Ich habe also gelernt, dass viele Vorableser wirklich wichtig sind. Diese Vorgehensweise werde ich definitiv beibehalten, denn sie ist durch nichts in der Welt zu ersetzen.

Auch in „Grausame Gier“ wird es Charaktere geben, die undurchsichtig und moralisch flexibel sind, denn genau solche Charaktere liebe ich, auch, wenn es immer Menschen geben wird, die genau diese Charaktere nicht leiden können. Auch das ist vollkommen in Ordnung, ich mag schließlich auch nicht jede Person, die mir über den Weg läuft. Und ein Roman ohne unsympathische Menschen ist ja auch wieder etwas langweilig.

Ich weiß, dass meine Reise noch lange nicht zu Ende ist und dass ich mit den kommenden Büchern immer wieder etwas Neues dazulernen werde. Denn nach einem Jahr als Autorin hat man noch lange nicht alles auf dem Schirm, was zu diesem Gesamtprozess dazugehört. Ich frage mich wirklich, was ich euch in einem Jahr berichten werde, wenn es darum geht, was ich Neues gelernt habe.

Was mir bei der Arbeit an „Grausame Gier“ etwas gefehlt hat?

Der Roman ist um einiges „zahmer“ als meine anderen Werke, deswegen ist es auch ein Kriminalroman und kein Thriller geworden.  Eine meiner Freundinnen gehörte zu meinen Testlesern und fand ihn sogar etwas „langweilig“. Da ich weiß, dass sie es mag, wenn es übel zur Sache geht, kann ich diese Meinung durchaus nachvollziehen. „Grausame Gier“ sollte bewusst etwas anders sein.

 

Nach der Veröffentlichung setze ich mich an die Planung für den nächsten Kessler und Wagner und dieser wird ganz sicher wieder etwas … nun, sagen wir … delikater für die Liebhaber dieser Reihe. Die Grundidee steht schon, jedoch fehlen mir noch passende Charaktere die Umsetzung. Hier halte ich euch aber definitiv auf dem Laufenden.

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