Nackt und echt auf’m Hocker

Projekt: "Ein Mensch - ein Hocker - eine Geschichte"

Das Projekt "Nackt und echt auf dem Hocker" wurde ins Leben gerufen, um Menschen in ihrer authentischen Schönheit zu zeigen, mit all ihren Ecken und Kanten. Unabhängig von Körperformen und dem Einsatz von Make-up sollte jeder Teilnehmer seinen natürlichen Selbstausdruck präsentieren. Lediglich temporäre Erscheinungen wie Pickelchen blieben unberührt, während Wimperntusche und nachgezogene Augenbrauen akzeptiert wurden, um den Wohlfühlfaktor zu bewahren.

Das Magazin enthält die Geschichten von insgesamt 29 Teilnehmern, einschließlich meiner eigenen.

Aber wie kam es zu diesem ungewöhnlichen Projekt?

 

Vorwort: Graue Gedanken

Anfang 2021 durchlebte ich eine ernsthafte Künstlerkrise und stand vor einer Verzweiflung, die mich fast in meinen "Grauen Gedanken" ertrinken ließ.

An Tagen wie diesen frage ich mich, warum ich überhaupt mit der Fotografie begonnen habe. Der Kopf ist von einer gewaltigen Leere erfüllt, anstatt von kreativen Ideen.

Mein Blick fällt auf die Kamera, und ich denke: "Überteuertes Miststück!" Natürlich kann die Kamera nichts für meine Frustration, aber manchmal überlege ich ernsthaft, einfach aufzuhören, alles zu verkaufen und die Fotografie hinter mir zu lassen.

Selbstzweifel schleichen sich ein, und sie sind besonders gefährlich für einen Künstler. Ich betrachte meine Bilder und frage mich, ob sie wirklich gut genug sind. Es ist subjektiv, aber manchmal ist man gefangen in eigenen grauen Gedanken und findet keinen Ausweg. Dann stellt sich die Frage, ob ich das alles überhaupt noch will.

Natürlich will ich! Oder doch nicht? Vielleicht? Mal sehen, wie sich das nächste Jahr entwickelt.

In meiner Langeweile und Unsicherheit durchstöbere ich meine Whatsapp-Liste und sehe Profilbilder, die ich geschossen habe. Ein kleiner Lichtblick, denn es gibt Menschen, die meine Bilder mögen und die ich glücklich gemacht habe.

Die grauen Gedanken sind nicht verschwunden, aber leise höre ich ein sanftes Klopfen in mir. Mit der Zeit wird es lauter, und ich weiß, dass in diesem Moment eine neue Idee geboren wird.

Es braucht nur ein wenig Zeit, und solange verweile ich in meinen grauen Gedanken.

 

Und dann, etwa vier Wochen später...

Ein Hocker und eine etwas übergewichtige, verrückte Künstlerin setzten eine Idee in die Tat um: Ich setzte mich nackt auf den Hocker, um mich selbst zu fotografieren.

Ich hatte nicht im Geringsten erwartet, dass die Ergebnisse positiv aufgenommen würden, aber die Reaktionen waren überwältigend. Das Feuer, das meine meisten Bilder auszeichnet, flammte wieder auf, und die Idee zu einer Hocker-Serie entstand.

"Ich mache einfach eine Hocker-Serie, vielleicht hat ja jemand Interesse!" Gedacht, getan! Mit einer kleinen Ausschreibung hoffte ich auf 2 oder 3 Freiwillige, die sich nackt fotografieren lassen würden.

Die Resonanz war überwältigend. Innerhalb von zwei Tagen erhielt ich etwa 20 Anfragen. Ich konnte es kaum fassen. So viele interessante Menschen, so viele Gesichter, die ich vor der Kamera haben wollte. Die Flut an Anfragen überforderte mich, und ich begann einen ausgiebigen Spaziergang, um meine Gedanken zu ordnen.

Spaziergänge bringen mir oft die besten Ideen. "Sag allen zu und mach verdammt nochmal ein Magazin! Wird schon werden."

Zurück am Computer teilte ich den Hocker-Interessenten meine Idee mit und fragte, ob sie bereit wären, an diesem Magazinprojekt mitzuwirken.

Die Anfragen hörten nicht auf. Wochen später hatte ich 30 Bewerbungen, und ich musste einen Schnitt machen. Der Weg vom Konzept bis zum fertigen Magazin war lang und arbeitsintensiv.

Für das erste Shooting hatte ich meine beste Freundin und ihren Freund gebeten, zu posieren. Überraschenderweise wiederholten wir das Shooting drei Monate später, da die Ergebnisse nicht meinen Erwartungen entsprachen.

Der erste "Fremde", den ich nackt fotografierte, war Holger, und ich war nervös. Doch durch seine lockere und lustige Art verlief alles reibungslos.

Mit jedem Shooting lernte ich dazu. Das Wichtigste war, dass sich die Teilnehmer vorher die Füße waschen mussten - schwarze Sockenfussel vom weißen Hintergrund zu entfernen, war keine angenehme Aufgabe.

Alles in allem war es eine unglaubliche Erfahrung. Es wurde gelacht, geredet, und es entstanden beeindruckende Bilder. Ich durfte verschiedene, großartige Persönlichkeiten kennenlernen.

Jeder Teilnehmer trug zu diesem Werk bei, indem er sich sowohl äußerlich als auch innerlich nackt machte. So erzählt jeder von uns eine kleine Geschichte zu sich selbst. Einige gehen wirklich unter die Haut. Diese Erfahrung möchte ich nicht missen.

Am Anfang wusste ich nicht, wohin diese Reise führen würde. Die Idee entwickelte sich mit jedem Teilnehmer weiter. Dies ist nicht nur mein Projekt, sondern unser Projekt.

Warum also das Magazin "Nackt und echt auf dem Hocker" kaufen? Weil es nicht nur um Menschen auf einem weißen Hocker geht, sondern um ihre Geschichten. Jeder gewährt einen Einblick in sein Innerstes und zeigt sich nackt, verletzlich und echt. Ein Gegenwind in einer Welt voller Beautyretusche und vorgefertigter Werbetexte.

Ein weiterer Grund, das Magazin zu unterstützen? Ihr unterstützt eine lokale Künstlerin, um weitere Projekte dieser Art zu realisieren.

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